In diesem Jahr hatte der DBSV zu Aktionen in der Woche des Sehens und am Tag des weißen Stockes unter dem Motto „Auge zum Fenster der Welt“ aufgerufen.
Wir im Vorstand der Gebietsgruppe Greifswald hatten uns dazu Gedanken gemacht, wie wir in einer öffentlichen Veranstaltung den Tag des Weißen Stockes begehen können. Immer wieder müssen wir feststellen, dass viele Menschen nicht wissen, wozu die „Rillen und Aufmerksamkeitsfelder auf den Gehwegen“ sind, dass dies ein Blindenleitsystem ist. So waren wir uns sehr schnell einig, was zu tun ist: Wir müssen dazu aufklären und das am besten vor Ort, im Stadtzentrum, am Markt.
Und so ging es rechtzeitig an die Planung. Schnell wurde Informationsmaterial beim DBSV sowie Werbematerial (Einkaufschip mit dem Blindenabzeichen, der kleine Ratgeber „Nicht so- sondern so“, das Comic-Heft „Ein Tag mit Herrn Weißstock“) von Edith, bestellt. Ralf meinte sofort, dass er die Punktschrifttafel, die Tastboxen und seine Punktschriftmaschine mitbringen will. Edith wollte, neben dem bestellten Infomaterial, auch Tische und Stühle bereitstellen. Jana erklärte sich auf Nachfrage auch sofort bereit, mit ihrem Blindenführhund Gina teilzunehmen. Der Vorsitzende, Bernd, stimmte sich umgehend mit dem Marktleiter ab und ließ ein Stück „Blindenleitstreifen“ auf dem Boulevard, beginnend am Markt, für unsere Aktion reservieren. Außerdem brachte er eine Bekanntgabe im Greifswalder Stadtblatt auf den Weg. Karl-Heinz und Sabine sagten weitere Hilfe zu.
Am 12. Oktober war es dann soweit. Um 10 Uhr waren neben den bereits genannten auch Norbert, Karin, Marita, die beiden Monikas und Helmut vor Ort. Schnell wurden die Tapeziertische aufgestellt, die Info-Broschüren, die Einkaufchips mit dem Blindenlogo und weiteres Material platziert. Da auch Markttag war, dauerte es nicht lange und die ersten Interessierten kamen vorsichtig an unseren Stand. Als sie dann feststellten, dass sich hier keine Partei sondern wir als Blinde und Sehbehinderte vorstellen, kam es doch zu interessanten Gesprächen. So informierte sich unter anderem auch ein Assistenzarzt aus unserer Universitätsaugenklinik an unserem Stand und bat Bernd um die Kontaktdaten unserer Selbsthilfegruppe für Studenten und zur Beratung seiner Patienten. Große Begeisterung kam am Stand auf, als Edith mit einer jungen Lehrerin aus Neubrandenburg ins Gespräch kam. Diese arbeitet gerade an einem Roman zur Problematik Sehbehinderter und Blinder. So konnten sich beide über Inhalte sowie über die Schulstunden- bzw. Projektgestaltung mit Schülern austauschen. Gern nahm die Kollegin den Hinweis für Schulmaterialien u.ä. auf www.woche-des-sehens.de mit.
Ralf und Bernd gingen mit ihren Langstöcken demonstrativ auf dem Blindenleitsystem im Schuhhagen entlang. Wiederholt sprangen dabei einige Passanten schnell beiseite und entschuldigten sich. Sie hatten erst als wir kamen gemerkt, dass sie auf den Rillenplatten standen. Nun können wir aber gewiss sein, dass wieder einige Bürger mehr wissen, welchen Zweck diese Rillenplatten und Aufmerksamkeitsfelder erfüllen sollen und wozu sie da sind. In der Zwischenzeit schwärmten Monika mit Karl-Heinz, Karin, Marita und Norbert auf dem Wochenmarkt, dem Boulevard und den anliegenden Geschäften aus. Sie verteilten die Infobroschüren zur Sehbehinderung, unsere Einkaufschips und informierten die anfangs zurückhaltenden Marktbesucher*innen und die Betreiber an den Marktständen, über unser Anliegen zum Tag des Weißen Stockes. Bei den meisten fanden unsere Multiplikatoren ein offenes Ohr und großes Interesse und Verständnis für die Situation blinder- und sehbehinderter Mitbürger vor. Natürlich gab es auch Menschen, die sich, als sie angesprochen wurden, schnell zurück zogen und abwandten, da sie sich offensichtlich mit ihrer eigenen und der allgemeinen Situation in unserem Land überfordert zu fühlen schienen; was aus ihren kurzen Äußerung erkennbar war. Während in den anliegenden Geschäften das Informationsmaterial ausgelegt werden durfte, ebenso wie bei dem mit uns oft zusammen arbeitenden Optiker Manke, wurde das in der Filiale von Optiker Fielmann, zu unserer Verwunderung, strikt abgelehnt.
Zeitgleich, als Bernd und Karin in der Bank ihres Vertrauens, der Targo Bank und bei ihrem Vodafone-Cop, Ralf seinen Telekom-Shop und seine Stamm-Lebensmittelläden über unsere Aktion informierten, ging Jana mit Monika in die Sparkasse am Markt. Neben der Information zum Tag des Weißen Stockes sprach Jana mit einem Mitarbeiter das Problem an, dass von den ohnehin wenigen Geldautomaten mit Tastatur kein akustisches Feedback bei der Bedienung erfolgt. Das, erklärte sie, sei notwendig , um die nächste Eingabe als Blinder vornehmen zu können. Der Mitarbeiter versprach, die Information an die zuständige Stelle weiter zu leiten. Bleibt zu hoffen, dass sich etwas ändert. Bei einem Rundgang über den Markt zeigte Jana dann mit ihrem Blindenführhund Gina, wie sie sich mit Hilfe ihres „Vierbeiners“ selbstständig durch die vielen Stände und Menschen bewegen kann. Auch Ralf wurde Immer wieder aufgefordert, etwas oder die Namen der Besucher in Blindenschrift auf seiner Punktschriftmaschine zu schreiben und den Besuchern das Geschriebene vorzulesen. Alle Beteiligten „wappneten“ sich mit Material, um in den nächsten Tagen während der Besuche in ihren ArztPraxen, auch dort über unser Anliegen zu informieren.
Wir waren alle mit einer so großen Begeisterung bei der Sache, dass wir gar nicht merkten, wie schnell die Zeit vergangen war. Das Ziel, auf die Probleme der blinden und sehbehinderten Menschen in unserer Stadt aufmerksam zu machen und über das Blindenleitsystem zu informieren, konnte voll erreicht werden. Für die erfolgreiche Aktion möchte ich mich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken.
Vorstand
Gebietsgruppe Greifswald
BSVMV e.V.